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Die Gatter Volksautomobile
Gatter
Wagen fuhren auf den Straßen Böhmens und in den benachbarten deutschen
Grenzregionen in den 1920er und 30er Jahren. Mit einem Preis von
gerade einmal 1000 Reichsmark waren sie damals die preiswertesten
Automobile Europas. Ihr Erbauer Willibald Gatter wurde 1896 in Hühnerwasser
geboren, damals Österreich-Ungarn, heute Kurivody (Ralsko) in der
Tschechischen Republik. Schon früh war der Austro-Daimler Ingenieur
von der Idee beseelt, kleine und kostengünstige Automobile herzustellen,
erschwinglich auch für die Arbeiterklasse, denn Autobesitz war damals
meist noch den wohlhabenden Schichten vorbehalten. In der Stadt
Aussig (Ústí nad Labem) produzierte Gatter von 1926 bis 1929 sein
Modell "Schreckenstein" ("Grosser Gatter"), einen eleganten
Viersitzer mit Schwingachsen, von der Presse als "das perfekte Modell
für den Europa Wagen" gefeiert. Zwischen 1930 und 1936 baute Willibald
Gatter in Reichstadt (heute Zakupy) den "Kleinen Gatter" in rund
1650 Exemplaren und sieben verschiedenen Modellen. Mit seinen 10
PS und einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h war der robuste
und leichte Zweitakter wie geschaffen für das bergige Terrain Nordböhmens.
Da der Preis eines Gatter Wagens nur wenig über dem eines Motorrads
lag, erhielt das Fahrzeug von der Presse bald den Namen Volksauto
oder Volkswagen.
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Die
Nationalsozialisten übernahmen diese populäre Bezeichnung später
für ihr Wolfsburger Volkswagenprojekt. Mit seinem "Kleinen Gatter"
gewann Willibald Gatter zahllose Preise bei den Bergrennen der
Dreißigerjahre und maß sich 1931 am Schauinsland gar mit Weltmeister
Rudolf Caracciola. Gatters größte Erfolge waren Goldmedaillen
beim Großen Bergpreis von Deutschland, der Tatra Sternfahrt,
dem Böhmischen Bergrennen, der Schwarzwald Zielfahrt und der
Riesen- und Isergebirgsfahrt. Als Böhmen Mitte der Dreißigerjahre
von einer Wirtschaftskrise erfasst wurde, waren Unter- und Mittelschicht
am stärksten betroffen. Gatters Klientel verarmte rasch und
im Jahre 1936 war das Autowerk Gatter gezwungen zu schließen.
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Nach
Ende des Zweiten Weltkrieges fand sich die sudetendeutsche Familie
Gatter als Flüchtlinge in Westdeutschland wieder. Hier plante Willibald
Gatter eine Neuauflage seines Erfolges und baute in den frühen Fünfzigerjahren
erneut den Prototyp eines erschwinglichen Kleinwagens, den "Gatter-Mini".
Doch der Mangel an Investitionskapital, wie auch die mit dem Wirtschaftswunder
erwachende Vorliebe der Verbraucher für große Fahrzeuge amerikanischen
Stils, ließen es nie zur Serienproduktion kommen. Heute existiert
wohl nur noch ein Gatter Wagen. Es ist ein 1932er Viersitzer mit
Rückwärtsgang und Ketten-Antrieb.
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